Titelbild Regerplatz
Verfolgte Nachbarn
in der Oberen Au


Sigmund und Lina Dingfelder (Enzenspergerstr. 5)

Die Familie Dingfelder aus Uehlfeld

Sigmund Dingfelder stammte aus einer großen jüdischen Familie aus Uehlfeld in Franken. Diese Familie geht auf das Ehepaar Seligmann Israel Dingfelder (1757 bis 1843, Uehlfeld) und Rosa Babette Rindsberg (1770-1852, Uehlfeld) zurück.

Ehemalige jüdische Schule

Uehlfeld hatte einen großen Anteil jüdischer Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die alte Synagoge in eine jüdische Schule umgewandelt und gegenüber eine neue Synagoge erbaut. Beide Gebäude existieren noch, werden aber heute als Wohnhaus (ehem. Schule) bzw. Lagerhaus (ehem. Synagoge) verwendet. In der Nähe von Uehlfeld gab es auch einen jüdischen Friedhof der ebenfalls erhalten ist. Einige Personen aus Uehlfeld trugen den Namen Uehlfelder (s. Kaufhaus in München).

Ehemalige Synagoge in Uehlfeld

Nach und nach zogen im 19. und beginnenden zwanzigsten Jahrhundert Mitglieder der Familie Dingfelder aus Uehlfeld weg. Einige wanderten aus, einige zogen in die umliegenden Städte, insbesondere Fürth, Nürnberg, Regensburg und München.

Vor dem Nationalsozialismus

Siegmund Dingfelder wurde am 21.9.1866 in Uehlfeld geboren. Seine Eltern waren Julius (auch Juda) Dingfelder (1839 bis 1903, Uehlfeld) und Jetta Schwarz (1839 bis 1899 aus Obermässing). Sein Vater war Hopfenhändler in Uehlfeld. Er hatte drei Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten: Emil (1867-1924), Hermann(1869-1942) und Gertrud (geb. 1872).

Sigmund Dingfelder heiratete am 3.1.1898 in Darmstadt Lina Neu. Sie hatten eine Tochter Elisa (geboren am 20.7. 1899 in Nürnberg). Bis 1930 lebten Sigmund und Lina Dingfelder in Nürnberg. Sigmund Dingfelder führte in Nürnberg eine Hopfenhandlung in der Fürther Straße 20. 1931 zog das Ehepaar nach München in die Enzenspergerstr. 5 im Stadtteil Au. Auf Lina Dingfelder war unter der selben Adresse eine Hopfengroßhandlung angemeldet.

Die Tochter Elisa heiratete den Rechtsanwalt Fritz Kahn (geb. 5.5.1889 in München). Sie lebten ab 1922 in München in der Äußeren Prinzregentenstr. 22.

Der Bruder Hermann Dingfelder lebte in Fürth und besaß dort eine Firma. Er heiratete Emilie Vogel aus Aschaffenburg. Gemeinsam hatten sie 2 Kinder, Ernst und Irma.

Hermann Dingfelder wohnte in der Maxstraße 22 in Fürth, in der Nähe des Hauptbahnhofs und der Hauptgeschäftsstraße. Im Hinterhof des Gebäudes befand sich die polnische Synagoge Bikur Cholim. Das Gebäude gehörte vermutlich Hermann Dingfelder. Außerdem gehörten ihm Grundstücke im Stadtteil Stadeln.

Die Schwester Gertrud Dingfelder (25.5.1872, Uehlfeld) heiratete Max Rosenblatt (1868). Sie lebten in Regensburg. Gertrud war in den verschiedensten Organisationen der israel. Kultusgemeinde aktiv. Ihr Mann war bereits 1902 gestorben. 1934 zog sie nach München.

Der Bruder Emil Dingfelder heiratete Gella Reichmannsdörfer. Von 10 Kindern starben sieben im Säuglings- oder Kindesalter. Sohn Albert fiel im 1. Weltkrieg. Martha wurde 1911 und Max 1895 geboren. Sowohl Emil Dingfelder als auch seine Frau starben bereits in den 20er Jahren.

In der Zeit des Nationalsozialismus

Sigmund und Lina Dingfelder wurden am 18.6.1942 nach Theresienstadt deportiert. Siegmund Dingfelder starb dort am 30.9.1942. Seine Frau Lina wurde am 18.5.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Gertrude Dingfelder wurde ebenfalls nach Theresiesenstadt deportiert und befand sich dort zusammen mit Sigmund und Lina. Sie konnte 1945 in einem Zug mit weiteren 1200 Personen Deutschland Richtung Schweiz verlassen und überlebte.

Elisa Dingfelder wurde am 21.11.1941 nach Kaunas deportiert und dort ermordet. Ihr Mann Fritz Kahn emigrierte in die USA und starb 1975 in San Francisco.

Hermann Dingfelder starb im KZ Ravensbrück am 2.9.1942.

Martha Dingfelder heiratete 1936 Walter Max Kahn in Neuwied. Beide überlebten und emigrierten in die USA. Sie hatten nach dem 2. Weltkrieg mindestens 2 Kinder. Max Dingfelder emigrierte nach Australien.

Weitere entferntere Verwandte der Familie Dingfelder wurden ebenfalls von München aus deportiert und ermordet:

  • Leo Dingfelder (geboren am 29.7.1923 in Uehlfeld).
  • Ida Hellman (geborene Dingfelder, 4.2.1852), sowie deren Kinder
  • Hermann (26.11.1890) und
  • Betty (3.5.1894) und deren Sohn
  • Heinz (2.9.1934)
  • Albert Emanuel (24.10.1900)

Literatur/Quellen/Links

Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden , Einträge für Sigmund Dingfelder, Lina Dingfelder, Elisa Kahn

Jüdische Gewerbetreibende in Nürnberg

Jüdische Gewerbetreibende in München

Central database of shoah victims' names Pages of Testamony from Erwin Kahn of: Lina Dingfelder, Sigmund Dingfelder

Theresienstadt Online Datenbank: Sterbeurkunde Sigmund Dingfelder, Transport Sigmund und Lina Dingfelder von München nach Theresienstadt

Heiratsurkunde Sigmund und Lina Dingfelder via ancestry.com

Kirchenbucheinträge der Familie Dingfelder (via ancestry.com)

Stammbaum der Familie Dingfelder in: Juden in Erlangen - Militärdienst - Erster Weltkrieg Band II

Jüdische Fürther, Memorbuch der Opfer der Shoah

Uehlfeld Synagoge (Allemannia Judaica)

Geschichte der Regensburger Juden von 1939 bis 1945 ,Seiten 111 und 112